Reisen in Zeiten des Coronavirus: 8 Gründe warum wir die Covid-19 Krise als Chance sehen können

Kein anderes Thema beherrscht gerade weltweit die Medien so stark wie das Coronavirus. Und kein anderes Thema polarisiert gleichzeitig so sehr. War das Virus vor einigen Wochen noch in weiter Ferne, ist es spätestens mit den steigenden Infektionen in Norditalien nun auch bei uns in Europa angekommen. In Deutschland sind die Supermarktregale leergeräumt, Toilettenpapier und Nudeln scheinen ohne Sinn und Verstand zu Mangelware erklärt worden sein und Desinfektionsmittel werden vermehrt aus Krankenhäusern gestohlen.

Die Hysterie macht sprachlos. Kein Lebensbereich und keine Land scheint momentan vom Coronavirus oder Covid-19, wie das Virus mittlerweile offiziell benannt worden ist, unberührt zu sein. Die Bevölkerung steht vor vielen Fragen. Wie soll man sich verhalten? Welche Maßnahmen sind notwendig, um sich vor dem Virus zu schützen? Welche sind überspannt? Wie sieht es mit Veranstaltungen und Reisen in Zeiten des Corona Virus aus? Auf der Seite vom Bundesministerium für Gesundheit findest du tagesaktuelle Informationen rund um das Coronavirus. Kann das Virus neben all den Schattenseiten auch eine Chance für uns sein?

Folgen für die Reisebranche: Welche Auswirkungen hat das Coronavirus auf bevorstehende Reisen?

Eine Großveranstaltung nach der anderen ist abgesagt, die Wirtschaft leidet und auch die Reisebranche hat mit den Folgen der Epidemie zu kämpfen. So wurde sogar die ITB, die weltweit größte Reisemesse, die Anfang März in Berlin stattfinden sollte, kurzerhand abgesagt. Ihr folgten prompt alle weiteren Messen und Veranstaltungen. Aber die Folgen sind nicht für die Reisebranche enorm, sondern betreffen die gesamte Weltwirtschaft. Und all die Vorsichtsmaßnahmen scheinen nur der Anfang zu sein.

Als Reisebloggerin beschäftige mich damit, wie es nun weiter geht, da meine Auftragslage von der Tourismusindustrie abhängig ist. Geplante Pressereisen finden nicht mehr statt, die ersten Reiseunternehmen mussten bereits die Insolvenz anmelden. Insbesondere der asiatische Markt war bereits Anfang des Jahres stark betroffen, doch nun ist der Einbruch auch deutlich in Europa zu spüren. Bereits Anfang März durften keine Deutsche mehr nach Israel einreisen. Die USA haben ein 30-tägigen Einreisestopp für ganz Europa verhängt. Singapur folgte ebenfalls kurz darauf mit einem Einreisestopp, darunter auch für Deutsche. Jeden Tag werden die Menschen weltweit mit Neuigkeiten und Meldungen rund um das Virus sprichwörtlich „erschlagen“. Deutschland hat vor kurzem die Grenzen zu Frankreich, Österreich und der Schweiz geschlossen. Das sind nicht gerade Nachrichten, die besonders förderlich für das geistige Wohlbefinden sind. Wie es weitergeht? Noch ungewiss. Aber ich möchte ein paar Ideen zusammentragen, wie wir das Virus aus einer anderen Perspektive betrachten und damit umgehen können.

Reisen in Zeiten des Coronavirus

Reisen in Zeiten des Coronavirus – Das wahre Virus

Nur wer Angst verspüren kann, kann auch Mut beweisen.

Dalai Lama

Die Gesellschaft ist gespalten

Das Coronavirus spaltet die Gesellschaft. Und genau hier liegen die Wurzeln von einem “Virus”, der psychologischer Natur ist und in der Gesellschaft mehr Schaden anrichten kann als das Coronavirus. Während die einen gelähmt sind vor Angst, reagieren andere wiederum völlig gelassen. Die Problematik dabei: Jeder meint genau zu wissen, wie sich andere zu verhalten haben. Eine einheitliche europäische Regelung zur Bekämpfung des Coronavirus scheint es noch nicht zu geben. Und das ist ebenfalls ausschlaggebend. Das Fehlen von einheitlichen Regularien, um das Virus einzudämmen, führt zu gegenseitigen Anfeindungen. Die besorgte Gruppe wirft der anderen vor, unverantwortlich zu sein, weil die Menschen ihrem Alltag nachgehen würden, als gäbe es gar kein Virus. Während die andere Gruppe wiederum den Besorgten vorwirft, ebenfalls unverantwortlich zu handeln, weil sie Panik verbreiten würden. Was uns in der aktuellen Lage auf jeden Fall nicht hilft, sind gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen. Wir benötigen echte Kommunikation.

Jeder scheint Verantwortung vollkommen unterschiedlich zu definieren.

Was bedeutet Verantwortung?

Jens Spahn rief bereits Anfang des Monats die Bevölkerung auf, nach eigenem Ermessen und nach eigener Verantwortung zu handeln. Doch jeder scheint Verantwortung vollkommen unterschiedlich zu definieren. Die einen finden die Medien unverantwortlich, die rund um die Uhr über den Virus berichten und somit zur Panik beitragen können. Die anderen kritisieren die Menschen, die trotz internationaler Warnung ihrem Alltag inklusive Reisen und den Besuchen von bestimmten Veranstaltungen am liebsten normal nachgehen möchten. Aber was bedeutet Verantwortung genau?

In Dialog treten – Die Angst liebevoll annehmen

Fakt ist: Wir dürfen uns von der Angst nicht lähmen lassen, denn Panik war noch nie hilfreich. Andererseits dürfen wir Menschen nicht aufgrund ihrer Angst ausgrenzen oder gar anfeinden. Weil Angst menschlich ist. Je größer die Kluft in der Bevölkerung wird, desto weniger Zusammenhalt gibt es. Und genau den brauchen wir, um das Virus einzudämmen. Aber auch, um gesunde gesellschaftliche Strukturen bewahren zu können. Gegenseitiger Respekt und gegenseitiges Verständnis sollten nicht nur in Notlagen essenziell sein. Warum jemand auf eine bestimmte Art und Weise reagiert, können wir nicht immer nachvollziehen. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte. Und jeder von uns hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Es ist allerdings nicht sinnvoll, verunsicherten und verängstigten Menschen Vorwürfe zu machen. Angst ist nicht nur menschlich, sondern auch irrational und jeder, der schon mal Angst hatte weiß: Verständnis und Einfühlsamkeit können Wunder bewirken.

„ Ubuntu“ – Ich bin weil wir sind

Kein Virus der Welt darf Diskriminierung rechtfertigen. Als ich mitbekommen habe, wie asiatisch aussehende Menschen wegen dem Corona Virus gemieden oder sogar angegriffen worden sind, hat mich das unfassbar schockiert. Trump spricht sogar von einem „ausländischen Virus“. Dabei brauchen wir gerade in Zeiten wie diesen, auf jeden Fall wieder mehr Menschlichkeit und Fürsorge in unserem Miteinander. In solchen Situationen erinnere ich mich gerne an die wunderschöne Rede der Journalistin und Philosophin Lia Diskin:

Appell an die Menschlichkeit

„Ein europäischer Forscher bot hungrigen Kindern eines afrikanischen Stammes ein Spiel an. Er stellte einen Korb mit süßen Früchten an einen Baum und sagte ihnen, wer zuerst dort sei, gewinne alles Obst. Als er ihnen das Startsignal gab, nahmen sie sich gegenseitig an den Händen, liefen gemeinsam los, setzten sich dann zusammen hin und genossen die Leckereien. Als er sie fragte, weshalb sie alle zusammengelaufen sind, wo doch jeder die Chance hatte, die Früchte für sich selbst zu gewinnen, sagten sie: „Ubuntu – Wie kann einer von uns froh sein, wenn all die anderen traurig sind?“
Ubuntu heißt in ihrer Kultur: „Ich bin, weil wir sind“.“

In diesem Sinne appelliere ich an die Menschlichkeit und Fürsorge in uns. An ein fürsorgliches Miteinander. Sowohl im normalen Alltag als auch in Krisensituationen. Sei es das Coronavirus oder das höchst ansteckende psychologische Virus, das aus Angst und Egoismus resultiert. Nur gemeinsam statt gegeneinander können wir jegliches Virus eindämmen. Und in diesem Fall bedeutet Fürsorge auch eine Zeit lang den nötigen Abstand zu einzuhalten.

Coronavirus Reise storniert

Das Virus als Chance – Was wäre, wenn wir das Gute in der Krise erkennen?

Manche Krisen sind da, um sich wieder dem Wesentlichen zuzuwenden. Vor der Kulisse all dieser sich überschlagenden Ereignisse wird mir vor allem eins bewusst: Wie zerbrechlich unser Lebensstil ist. Wie zerbrechlich all die Dinge sind, die man im Alltag so oft als selbstverständlich annimmt. Covid-19 fordert uns alle heraus, aber es gibt uns gleichzeitig auch die Chance, neue Sichtweisen auf unsere verschiedenen Lebensbereiche zu finden.

Was wir Positives aus der Corona Krise für uns mitnehmen können:

Schon lange wissen wir, dass unsere Zivilisation auf der Welt dringend ein Umdenken benötigt. Spätestens seit dem Klimawandel wird uns bewusst, dass ein unendlicher Konsum auf allen Ebenen sowohl ein respektvolles Miteinander behindert als auch unsere Erde nach und nach zerstört. In dieser Hinsicht wirkt der Ausbruch von Corona wie ein Schrecken aber auch eine Chance zugleich. Deswegen möchte ich das Coronavirus mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten.

1. Die Umwelt kann sich endlich erholen und die Natur aufatmen

Es scheint als wäre die Erde in einen wohlverdienten Urlaub gegangen. Weltweit werden unzählige Flüge weiterhin gestrichen. Was viele Reisende mehr oder weniger verstimmt, entlastet gerade die Umwelt. Da nun viele Menschen vom Home-Office arbeiten, werden dadurch auch die Abgase um ein Vielfaches reduziert. Momentan gehen zwei Satellitenbilder von NASA viral, auf denen ein deutlicher und bemerkenswerter Rückgang der Luftverschmutzung in China zu erkennen ist. Auch in Italien gibt es seit dem Ausbruch des Coronavirus auffällige Veränderungen: Das Wasser in Venedigs Kanälen ist plötzlich kristallklar. Sogar Fische tummeln sich wieder in den Kanälen und die Schwäne fühlen sich ebenfalls wieder sichtlich wohl in der Lagunenstadt.

2. Der tägliche Wettbewerb rückt in den Hintergrund

Viele Menschen sind müde. Nein, übermüdet. Vom ständigen Wettbewerb, von einer nicht enden wollenden Dauerbelastung. Überall geht es schon seit Jahren nur noch um Optimierung. Höher, schneller, weiter. Ständig abliefern, präsent sein. Doch all das rückt nun in den Hintergrund. Endlich dürfen wir anhalten. Luft holen und da sein. Und aus dieser Situation lernen und neue Kraft tanken.

3. Wir lernen Selbstfürsorge und Nächstenliebe neu kennen

Obwohl wohl jeder diese zwei Begriffe kennt, habe ich das Gefühl, dass immer mehr Menschen sich mental von ihnen distanziert haben. Nicht bewusst, sondern oft aus Stress und Zeitmangel. Endlich können wir dem eigenen Körper etwas Gutes tun. Mehr auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Neue Rezepte ausprobieren oder eine neue Sportart beginnen. Wir können nun hilfsbedürftigen Menschen noch mehr unter die Arme greifen, wie beispielsweise für sie einkaufen zu gehen oder zeitweise auf Nachbarkinder aufzupassen.

4. Das eigene Zuhause neu erfahren und näher zusammenrücken

Für Paare und Familien ist jetzt die Zeit wieder näher zusammenzurücken und generell eine neue Qualität der Nähe zu erfahren. Gerade die Nähe untereinander kann unter einem stressigen Beruf oder anderen Verpflichtungen leiden. Nun haben wir die Chance, Nähe wieder neu zu erfahren und füreinander da zu sein.

5. Wir werden wieder für mehr Wertschätzung sensibilisiert

Die leeren Supermarktregale durch die vielen unsolidarischen Hamsterkäufe sind ein Armutszeugnis. Und doch führen sie uns vor, was wir für ein unglaubliches Privileg bisher hatten. Fast jederzeit konnten wir problemlos bisher nach Lust und Laune im Supermarkt einkaufen gehen. Wie selbstverständlich viele von uns diese Versorgung jahrelang angenommen haben. Umso mehr können wir nun lernen, Lebensmittel und Hygieneartikel wieder richtig wertzuschätzen. Eventuell bewirkt es bei dem ein oder anderen sogar ein Umdenken. Nicht nur unsere Wertschätzung hinsichtlich der Einkäufe wird sensibilisiert, sondern auch die Wertschätzung unserer Beziehungen. Wenn wir uns plötzlich aufgrund der empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr mit unseren Freunden treffen können, merken wir noch intensiver, wie wundervoll es ist auch in schwierigen Zeiten, Freunde zu haben und gegenseitig füreinander da zu sein. Und sei es auch nur am Telefon oder auf Social Media. Denn trotz der Pause sind weder Gespräche noch Beziehungen abgesagt. Und auch die Liebe und Hoffnung sind immer noch da.

6. Wir werden aufgefordert im Moment zu sein

Häufig verspüren wir den Drang, alles bis ins perfekte Detail zu planen. Wie oft habe ich mich selbst dabei erwischt, den perfekten Plan zu haben. Aber das Leben passiert immer, während wir Pläne schmieden. Ein durchgeplantes Leben kann dazu führen, dass wir all die Möglichkeiten und Wunder der Gegenwart gar nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Dabei ist das Leben immer jetzt. Wir dürfen den Moment nutzen und ihn liebevoll annehmen, so wie er ist.

7. Wir können lernen mit unseren Ängsten umzugehen und über sie hinauswachsen

“Du bist tapferer als du glaubst, stärker als du scheinst und klüger als du denkst.” Aus “Pu der Bär”, von A.A. Milne.

Wie schon erwähnt sind Ängste völlig menschlich und sollten nicht abgelehnt werden. Stattdessen können wir einen liebevollen Umgang mit ihnen kennen lernen und Schritt für Schritt über die eigenen Ängste hinauswachsen.

8. Bewusster reisen – Gemeinsame Ideen, wie das Reisen in der Zukunft aussehen soll

Reisen in Zeiten des Coronavirus: Schon lange komme ich immer mehr in den Genuss „regional“ Urlaub zu machen oder zumindest, wenn es geht, auf Flüge zu verzichten. Dass dies nicht mit jeder Destination vereinbar ist, ist mir bewusst. Mein Reiseverhalten hat sich dennoch mit den Jahren stark verändert. Habe ich mich mit Anfang 20 noch über Billigflüge nach London gefreut, hinterfrage ich heutzutage nicht nur mein eigenes Reiseverhalten, sondern kann mich mit der „Geiz ist geil“ Mentalität gar nicht identifizieren.

Mittlerweile wäge ich ab, welche Reise mir einen wirklichen Mehrwert bieten kann und ob es unbedingt eine Fernreise sein soll. Ich glaube das Coronavirus zeigt uns auch die Schattenseite der Globalisierung. Vielleicht lösen die aktuellen Ereignisse ein kollektives Umdenken aus und schaffen somit auch ein neues Bewusstsein für das Thema Reisen. Solange die Menschen neugierig sind, wird es auch weiterhin Reisen und die Reisebranche geben. Die Herausforderung und Chance besteht darin, wie wir das Reisen in Zukunft umweltfreundlicher und fairer gemeinsam gestalten können.

Coronavirus Reisende

Falls dir noch weitere Gründe & Ideen einfallen, wieso gerade das Coronavirus auch eine Chance für uns sein kann, dann schreib mir gerne in die Kommentarkfunktion. Ich freue mich darauf!

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