Polarexpress ins Leben – Forever isn’t long

Könnt ihr euch noch an Weihnachten in eurer Kindheit erinnern? Oder vielleicht an ein anderes jährlich immer wiederkehrendes Fest? Wie habe ich mich früher darauf gefreut, denn ein Jahr erschien wie ein ganzes Leben, eine eigene Galaxie und das nächste Fest konnte nicht schnell genug wieder stattfinden. Doch nun macht es mir Angst – Angst wie schnell ein Jahr vorbei geht, die Lebkuchen Ende August in den Supermärkten wirken auf mich erdrückend und die Tatsache, dass es bereits auf das Jahresende zugeht, macht mir bewusst wie vergänglich jede Situation ist. Je älter ich werde desto schneller scheint die Zeit zu vergehen.

Dass Zeit relativ ist, hat Albert Einstein ja bereits festgestellt aber erst durch eigene Erfahrung wird die Schwere dieser Aussage einem erst richtig bewusst.

Dennoch versuche ich deswegen nicht in Schwermut zu verfallen, denn mir wird zunehmend klarer wie wichtig die Gegenwart ist und die Menschen sind, die in meiner Gegenwart eine Rolle spielen. Keine Beziehung, kein Moment und kein Mensch ist selbstverständlich. Die Gewissheit, dass ein “für immer” wirklich nicht lange dauert, macht mich erst richtig dankbar für die Menschen in meinem Leben sowie die Momente, die ich mit ihnen erleben darf.

Aber deswegen habe ich manchmal Angst wenn mir jemand sagt, etwas sei für immer. Wörter wie “nie” und “für immer” machen mir erst bewusst, dass jedes Mal wenn sie fallen, etwas Vergängliches passiert, etwas, das von zwei oder mehreren Menschen, komme was wolle, gehalten werden will aber im Fluss der Zeit wirklich “niemals” gehalten werden kann. Denn jedes “für immer” verändert sich. Dennoch wiegt man sich gerne in diesem süßen Traum, der süßen Annahme, ich will nicht sagen Illusion, dass etwas ewig währen kann. Ein “für immer” kann tatsächlich zwischen Menschen  existieren, wenn auch als bittersüßer Glaube daran, aufrufbar in unserer Erinnerung, geschützt in einer Kapsel. Spätestens mit einem neuen Jahr, wird mir bewusst, dass “für immer” vielen Veränderungen unterworfen ist.

Das neue Jahr ist wie ein Zug, auf den man wartet

Wohin die Reise geht, weiß man nicht immer genau, vielleicht hat man bereits ein festes Ziel vor Augen aber was wird auf der Reise zum Ziel alles geschehen? Anstatt nur darauf zu warten, könnten wir die Menschen um uns herum betrachten. Unsere Reisepartner. Mit ihnen reden, mit ihnen lachen, sie in die Arme nehmen. Man weiß nie genau, wer wann und wo und aus welchem Grund aussteigen muss. Wie viel Gepäck haben sie dabei? Kann man ihnen beim Tragen helfen? Kommen sie an oder werden sie verabschiedet? Nicht lange stehenbleiben, stolpern, sich aufrichten, den Dreck von den Schultern klopfen. Hauptsache man bleibt in Bewegung, kommt voran, bleibt wach und ist dankbar – für jeden weiteren Moment. Ich warte nicht mehr – ich lebe.