Wie viel Pflege braucht eigentlich die Seele?

Die Haare perfekt geschnitten, gefärbt, verdichtet, die Haut gestrafft, die Lippen aufgespritzt, Schweiss rinnt während dem Tabata Workout im Fitnesstudio über die operierte Nase und das makellose wasserfeste Make-up. Schnell ein Selfie von der harten Arbeit. Der harten Arbeit an sich selbst. Zumindest an dem Äußeren. Es reicht längst nicht mehr nur schön und gesund zu sein. Schön wird mit jedem neuen Snap oder Instagram Post kontinuirlich wieder neu definiert. Viele wollen mithalten oder sogar den anderen übertrumpfen, mitspielen, gewinnen und dabei sein. Die Show soll dabei lässig und völlig ungestellt aussehen. Ganz beiläufig als wären die glänzenden Haare, der „ideale“ Körper, die glatte Haut und das perfekte Gesicht nur Zufall. Nein, Schicksal.

Wir schwitzen im Fitnessstudio und protokollieren es mit Beweis Selfies und Snaps, wir gehen in den Drogeriemarkt und finden alles was wir suchen und wovon wir noch nicht einmal wussten, dass wir es brauchen. Für jede erdenkliche und nicht erdenkliche Körperstelle gibt es eine unendliche Palette an Pflegeprodukten. Es reicht schon lange nicht mehr aus, nur Kleidung zu besitzen, in der wir uns wohl fühlen. Es muss immer mehr, immer besser, immer schöner und ausgefallener sein. Wir können uns pflegen bis der Arzt kommt. Und der wird früher oder später kommen. Wir pflegen unseren Körper, unsere sozialen Kontakte, unseren Job, unsere Twitter, Facebook und Instagram Accounts. Aber was viele Menschen dabei verlernt oder gar übersehen haben, ist es auf ihre eigene Seele zu hören, die wohl am meisten Pflege und Fürsorge braucht. Wenn der Körper der Tempel ist, so ist die Seele letztendlich der Bewohner, der für diesen Tempel verantwortlich ist. Doch einige Menschen erschaffen nur noch einen Tempel und vernachlässigen ihre Seele, ihre Kompetenzen und individuellen Fähigkeiten. Was nützt ein atemberaubend schöner Tempel, in dem niemand mehr wohnt?

Ein Tempel, an dem ständig weiter gearbeitet wird, der sogar erweitert wird für eine Seele, die sich darin irgendwo verirrt hat, sich nicht wohl fühlt oder gar komplett jegliche Verbindung zum Tempel aufgegeben hat und weggelaufen ist? Und plötzlich steht da ein Geistertempel. Herrschaftlich, wunderschön und furchterregend traurig. Doch wie viel Pflege braucht eigentlich die Seele? Und wie pflegt man sie richtig? Bitte nicht falsch verstehen, ich pflege meinen Körper intensiv, er ist mein Tempel, in dem ich wohne, nein in dem ich gerne lebe.

Deswegen schenke ich ihm viel Beachtung, ich entspanne, schicke ihn auf Abenteuer, ich ernähre mich verantwortungsbewusst und gesund, treibe Sport und versuche die Signale meines Tempels zu deuten. Ich liebe meinen Körper. Denn er tut so viel für mich. Immerhin habe ich ihm so viel zu verdanken. Er bewegt mich, versorgt mich mit Luft, erhält mich am Leben auch in Momenten, in denen ich nicht mehr an das Leben geglaubt habe. Er gibt mir Stärke in Augenblicken der Schwäche. Das ist nicht für jeden selbstverständlich, deswegen schätze ich ihn, seine Muskulatur, sein Aussehen, seine Kraft. Dass er tagtäglich für mein Wohlbefinden kämpft. Deswegen bin ich ihm unendlich dankbar. Ich möchte auch Körper und Geist nicht voneinander trennen. Doch noch wichtiger als ein perfekter Körper ist für mich eine starke, freundliche, weise, erfahrene und mitfühlende Seele, die sich ihrer Unwissenheit bewusst ist und stets danach strebt, zu lernen, zu vergeben und zu lieben.

Deswegen versuche ich viel Zeit in meine Seele zu investieren, denn so wie mein Körper sie in schweren Zeiten getragen hat, trägt eine gesunde und ausgeglichene Seele den Körper, wenn er es am meisten braucht oder wenn er irgendwann nicht mehr so funktionieren sollte, wie man es möchte. Dann wird die Seele zum Gerüst des Alltags. Aber wie pflegt man eine Seele? Indem man das tut, was man für richtig hält, auf sein Bauchgefühl hört und sich auch mal Zeit für einen Rückzug gönnt.

Eine Patentformel gibt es nicht, denn jede Seele benötigt eine individuelle Pflege. Dennoch gibt es einige Methoden, um verbundener mit sich selbst, seinen eigenen Vorstellungen und der Natur zu sein. Im nächsten Blogpost stelle ich euch meine persönlichen Pflegetipps vor, um sich mehr auf die inneren Bedürfnisse zu konzentrieren als sich bloß mit Äußerlichkeiten aufzuhalten. Ihr dürft gespannt sein 🙂