Essen in Japan: So viel mehr als Sushi

Vor meiner Reise nach Japan war ich auf ein spezielles Thema besonders gespannt: Und zwar auf das ESSEN! Einen ersten Eindruck, was mich erwarten könnte, hatte ich zwar bereits durch die zahlreichen Bücher, die ich gelesen habe aber auch durch diverse Filme und Animes. Denn ja, Japanisches Essen ist so viel mehr als Sushi. In Düsseldorf hatte ich bereits schon mal Ramen probiert und in Vietnam war ich mehrmals Japanisch essen, dennoch war ich voller Vorfreude, japanisches Essen auch mal vor Ort in Japan probieren zu können.

Essen gehen in Japan: Ein Restaurant reiht sich an das andere

Bereits kurze Zeit nach Ankunft ist uns aufgefallen, dass das Essen in Japan ganz groß geschrieben wird *jippy*. Ein Restaurant reiht sich an ein anderes. Jeder noch so kleinste Platz scheint gastronomisch genutzt zu werden. Zu unserer großen Überraschung scheint es jedoch, als wäre das vegetarische und vegane Essen in Japan noch nicht ganz so angekommen zu sein, wie beispielsweise in vielen Metropolen Europas. Obwohl ich mich zu Hause zum Großteil vegetarisch, vorzugsweise sogar vegan ernähre, bin ich auf Reisen relativ offen für Gerichte aus anderen Kulturen und Ländern. Die Küche eines Landes kann so viel Geschichte erzählen und bietet gleichzeitig einen Einblick in die Kultur. Im Ausland möchte ich mich auf Land und Leute einlassen, sie kennenlernen und versuchen zu verstehen. Und Verstehen geht wie die Liebe oft durch den Magen.

Die japanische Esskultur: Mehr als nur Gyoza

Dennoch war ich etwas überrascht wie viele Fleischgerichte in Japan angeboten werden. Gefühlt an jeder Ecke wird Gyoza angeboten (Gyoza sind kleine Teigtaschen mit Schweinhack gefüllt). Irgendwie hatte ich immer die Vorstellung, dass die japanische Küche hauptsächlich aus Fisch, Reis und Gemüse besteht. Es ist nicht so, dass weniger Fisch als Fleisch angeboten wird, aber dennoch scheint Fleisch ebenfalls eine recht dominante Rolle in der japanischen Gastronomie einzunehmen, was ich persönlich als Vegetarierin zwar etwas schade fand aber mich auch gefreut habe, ein bisschen mehr über die japanische Esskultur und Geschichte zu lernen. Das mag vielleicht daran liegen, dass der Verzehr von Fleisch in großen Teilen Japans aufgrund der buddhistischen Lehre mehrere Jahrhunderte lang verboten war. Heutzutage gilt das Verbot zwar schon lange nicht mehr aber ich hatte den Eindruck als wäre der heutige, hohe Fleischkonsum in Japan eine Art Nachwirkung davon.

Die traditionelle japanische Küche

Die traditionelle japanische Küche versucht den natürlichen und ursprünglichen Geschmack der verwendeten Zutaten intensiv hervorzuheben anstatt ihn, wie häufig in der westlichen Küche, zu verändern. Daher wird in der Regel besonders viel Wert auf die Qualität der Zutaten gelegt. Und das schmeckt man auch! Aber zurück zum Thema. Ich habe mich bei jeder Gelegenheit, die sich mir bot, wahrlich durchprobiert. Auf manche mag die ein oder andere Form und Farbe vom Essen in Japan sonderbar wirken aber mich hat  optisch fast alles regelrecht „angesprochen“. Für die Sprache von Essen bin ich nämlich relativ empfänglich. Das Auge isst ja bekannterweise mit und deswegen finde ich persönlich, dass das Essen in Japan besonders „kawaii“ angerichtet ist.

Das fängt bereits mit dem Bento an (Hach wie oft habe ich mir als Kind so ein Bento gewünscht) und geht über in wahrliche kleine Kunstwerke wie Reisbällchen mit Algen Gesichtern oder Matcha Eis mit Gold Splittern. Der Kreativität sind dabei wirklich keine Grenzen gesetzt. In den Großstädten Japans präsentieren die meisten Restaurants die Gerichte von der Karte in Bildern oder den beliebten, liebevoll in Handarbeit hergestellten Plastikmodellen. Ach ja und wenn wir schon dabei sind, das ist genau das was ich am Service in Japan so schätze: Die Liebe zum Detail! Genauso wie die Raumaufteilungen scheint auch jedes noch so einfache Gericht genau durchdacht zu sein. Hier sind meine persönlichen Lieblingsspeisen aus Japan:

1. Takoyaki (Japanische Oktopus Bällchen)

Takoyaki kannte ich bereits aus diversen Büchern und Mangas. Es gab kaum eine Speise, die ich lieber probiert hätte als Takoyaki. Takoyaki sind heiße Oktopus Bällchen und eines der beliebtesten Streetfood Snacks aus Japan. Ursprünglich kommen die Bällchen aus Osaka, genauer gesagt aus Kansai und erfreuen sich bereits seit vielen Jahren einer großen Beliebtheit in ganz Japan. Sie werden häufig an Bahnhöfen, Schulen, auf Festen und in Vergnügungsparks verkauft.

Takoyaki Japanische Okto

Obwohl sie als japanischer Street Food Snack gelten, sind die Portionen mit mindestens 8 Stück recht groß und waren für mich zumindest ein ganzes Mittagessen weil sie auch relativ lange satt machen. Mittlerweile gibt es bereits auch abgewandelte Formen von Takoyaki ohne Oktopus. Mit Takoyaki verbinden die Japaner Geselligkeit, Freude und Wärme. Das liegt vor allem daran, dass die Bällchen sehr heiß serviert werden und im Winter von innen wärmen. Viele Japaner scheinen zum Essen genauso eine innige Liebesbeziehung zu führen wie ich. Ein Grund mehr wieso ich das Land sofort ins Herz geschlossen habe.

„Wenn du dir selbst treu bleibst und dein Leben mutig lebst, dann wirst du vielleicht irgendwann der Person begegnen, die mit dir unbedingt mal Takoyaki essen möchte.“

Natsuki Takaya

2. Okonomiyaki: Der japanische Pfannkuchen

Unser Okonomiyaki Erlebnis werde ich bestimmt nie vergessen. Es war der letzte Abend in Fujiyoshida als wir beschlossen haben ein Okonomiyaki Restaurant auszuprobieren. Der „Airaguma Rasukaru“, eine menschengroße Waschbär Figur vor dem Restaurant, hat uns sprichwörtlich verzaubert, also sind wir einfach mal ins Restaurant reingegangen. Wir waren offensichtlich die einzigen Ausländer und wussten noch nicht so ganz wie ein Okonomiyaki Restaurant so funktioniert.

Traditionell wird Okonomiyaki am Tisch auf einem Teppan, also einer heißen Eisenplatte, zubereitet. Bevor man das Restaurant betritt werden traditionell die Schuhe ausgezogen. Man setzt sich an den niedrigen Tisch und wählt Okonomiyaki nach persönlichem Geschmack aus. Die Grundzutaten sind in der Regel Wasser, Kohl, Mehl, Ei und Dashi aber der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Das Besondere an Okonomiyaki ist, dass man die Mischung selbst am Tisch braten kann. In einer geselligen Runde macht das natürlich besonders viel Spaß. Vor allem für Kinder ist der Besuch eines Okonomiyaki Restaurants ein aufregendes Erlebnis.

3. Taiyaki: Süße Fischwaffeln mit Füllung

Hat gerade jemand Waffeln gesagt? Auch wenn der Begriff „Fischwaffel“ zunächst vielleicht etwas sonderbar erscheint, kann ich euch versichern, dass es sich bei Taiyaki lediglich um echt leckere Waffeln in Fischform handelt und keine Fische dafür leiden mussten. Taiyaki findet man nahezu an jeder Ecke in Japan. Ob ganz klassisch mit Anko ( roter Bohnenpaste) gefüllt oder mit Kürbisfüllung, schmecken die Waffeln vor allem warm besonders gut.

4. Soba: Nudeln aus Buchweizen

Ein richtiges kulinarisches Must-Have sind Soba Nudeln. Die Nudeln aus Buchweizen werden meist in einer heißen Brühe oder abgekühlt in einem Zaru (einem Bambuskorb) serviert. In Japan gibt es zahlreiche Restaurants, die sogar ausschließlich Soba Gerichte anbieten. Soba Nudeln haben einen festen Platz im japanischen Alltag. Sie erfreuen sich aufgrund ihres besonders charakteristischen Geschmacks und der vielen Vitaminen, wie Vitamin B1 und B2, einer großer Beliebtheit. Soba Nudeln sind glutenfrei, gesund und sehr einfach zuzubereiten. Man sagt, dass die Buchweizennudeln sogar lebenswichtige Organe von innen reinigen können. Ob in einer heißen Suppe im Winter oder mit einer erfrischenden Sauce im Sommer: Soba Nudeln gehen immer!

5. Tempura Gerichte

Zum Glück führt kein Weg an Tempura vorbei! Probiert habe ich Tempura bereits zuvor in Deutschland und schnell festgestellt, dass die richtige Zubereitung sowie Verwendung von frischen Zutaten entscheidend für den Geschmack ist. Da in Japan vor allem gerne und sehr viel Wert auf frische und unbehandelte Zutaten gelegt wird, kann ich jedem nur empfehlen, Tempura unbedingt mal in Japan zu kosten. Dort gibt es sogar Restaurants, die ausschließlich Tempura in allen möglichen Varianten anbieten.

Im Grunde handelt es sich bei Tempura um einen luftigen Teigmantel aus Eiern, Mehl und Wasser.

Es werden auch Tempura Fertigmischungen angeboten. Bei Tempura sind in der Regel der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ob Fisch, Meeresfrüchte, Algenblätter oder Gemüse in Teigmantel gehüllt, findet man recht schnell je nach Geschmack seinen persönlichen Favoriten. Mir schmeckt vor allem die vegetarische Variante sehr aber probiert euch ruhig durch 🙂

6. Kaiseki: Eine leichte Mahlzeit mit hochwertigen, erlesenen Zutaten

Wer kulinarische Kunstwerke mag, wird Kaiseki lieben. Kaiseki ist eine leichte Mahlzeit, bestehend aus einem kleinen Menü, das in der Regel zu einer japanischen Teezeremonie serviert wird. Dabei werden besonders hochwertige und erlesene Zutaten verwendet, die künstlerisch angeordnet werden. Kaiseki ist auf jeden Fall ein wunderschöner Blickfang. Da ich beim Essen hin und wieder zwar eine große Auswahl liebe und aber dafür kleine, kreative und mit Liebe zubereitete Portionen bevorzuge, schlägt mein Herz bei Kaiseki gleich höher, vor allem als ich beim Schreiben dieses Artikels herausgefunden habe, dass wir in Karlsruhe doch tatsächlich ein Kaiseki Restaurant haben, dem ich demnächst wohl gerne mal einen Besuch abstatten werde.

7. Curry Reis: Das heimliche Nationalgericht

„Don’t worry, eat Curry!“, wie Bunny aus Sailor Moon es schon mal gesagt hat.  An Curry kommt man in Japan wirklich nicht vorbei. Es wird sogar inoffiziell „das heimliche Nationalgericht“ genannt. So beliebt ist Curry Reis im Land der untergehenden Sonne. Und man findet wirklich alle paar Meter Curry Restaurants. Wer jedoch klassisches Curry mit Reis erwartet, wie man es von einem indischen oder thailändischen Restaurant kennt, wird überrascht, zumindest was die Optik betrifft. In Japan ist es üblich eine Hälfte Reis und eine Hälfte Curry Zubereitung auf dem Teller anzuordnen. Das sieht recht lustig aus, wenn man es noch nicht gewohnt ist. Am besten einfach probieren, denn auch was die Geschmacksrichtung angeht, scheint es beim Curry Reis keine Grenzen zu geben. Aber Vorsicht: Übermäßiger Genuss von Curry Reis kann zu einer Art Suchtverhalten führen. Nur Spaß, aber probiert es bei Gelegenheit selbst.

Wie ihr seht, hat Japan neben der ohnehin schon faszinierenden Kultur, auch noch kulinarisch wirklich einiges zu bieten und das ist selbstverständlich nur ein kleiner Ausschnitt davon. Ich hoffe ich konnte euch mit der ein oder anderen gastronomischen Inspiration versorgen und würde mich über eure Gedanken und Meinungen dazu freuen. Vielleicht habt ihr aber auch noch das ein oder andere absolute Must-Have Gericht, was ich irgendwie auf meiner Reise übersehen habe.

Auf Fleischgerichte habe ich beispielsweise bewusst verzichtet. Falls ihr noch wissen möchtet, wo und wie man sich in Japan vegetarisch und vegan ernähren kann, dann kann ich euch die wunderbaren Artikel von Wanderweib empfehlen. Schaut bei ihr vorbei, sie hat meiner Meinung nach einen der umfangreichsten und ausführlichsten deutschsprachigen Japan Blogs, die ich kenne.

So und jetzt Itadakimasu, Arigatou Gozaimasu und bis bald!