Porto im Winter: Die schönsten Sehenswürdigkeiten und viele Überraschungen
Porto zählt zu jenen Städten, die nicht laut um Aufmerksamkeit werben müssen und gerade deshalb in Erinnerung bleiben. Wer Portugal bereist, denkt oft zuerst an Lissabon, an die Algarve mit ihren markanten Felsformationen oder an die bekannten Surfspots entlang der Atlantikküste. Dabei hat sich Porto in den vergangenen Jahren als feste Größe für Individualreisende etabliert, die Wert auf Authentizität, Geschichte und ein entschleunigtes Reiseerlebnis legen. Die zweitgrößte Stadt Portugals liegt malerisch am Douro und verbindet historische Substanz mit einer lebendigen, bodenständigen Gegenwart. Statt großer Gesten prägen Details das Stadtbild: enge Gassen, verblasste Fassaden, traditionelle Cafés und der stetige Rhythmus des Flusses. Lissabons kleine Schwester ist ganz großes Kino für Reiseliebhaber.
- Porto im Winter: Die schönsten Sehenswürdigkeiten und viele Überraschungen
- Porto zu Fuß erkunden: Ein Spaziergang entlang des Duoro
- Der Farol Molhe do Douro: Portos kleiner aber wunderschöner Leuchtturm
- Livraria Lello e Irmao: Portos berühmte und wunderschöne Bibliothek
- Portos historische Altstadt: Die Ribeira mit ihrer weltberühmte Brücke Ponte Dom Luís I
- Mit der Seilbahn von Porto nach Vila Nova de Gaia zur Portweinprobe
- Die berühmte historische Tram in Porto
- Die schönsten Cafés und Restaurants in Porto
- Francesinha: Portos städtische Nationalspeise
Zugegeben: Da ich vor der Reise nach Porto noch nie in Portugal gewesen bin, wollte ich zunächst unbedingt nach Lissabon! In Lissabon sei viel mehr los, es sei bunter, vielfältiger, schöner, hieß es von meinen Kommilitonen, die in Portugal ein Auslandssemester gemacht haben. Zum geplanten Reisezeitpunkt erwiesen sich die Flugverbindungen jedoch als unpassend. Eine Alternative musste also her. Bei der Recherche rückte Porto zunehmend in den Fokus. Die Stadt versprach weniger Trubel, dafür Struktur, Geschichte und Entschleunigung. Die Entscheidung fiel daher schließlich ohne große Umwege und die Flüge nach Porto waren gebucht. Was zunächst als Ausweichoption begann, wurde zur besten Städtereise des Jahres.
Porto zu Fuß erkunden: Ein Spaziergang entlang des Duoro
Schon bei der Ankunft hielt Porto eine Überraschung bereit. Entgegen seinem Ruf als verregnete, leicht morbide Stadt empfing sie uns mit blauem Himmel, Sonnenschein und Temperaturen von über 20 Grad – mitten im Dezember. Die Erwartung, durch eine melancholische, geheimnisvolle, graue Stadt zu streifen, erfüllte sich nicht. Stattdessen stellte sich rasch eine fast mediterrane Urlaubsstimmung ein. Portos Atmosphäre erinnert mich direkt an die Romane von Carlos Ruiz Zafón. Auch wenn seine Geschichten in Katalonien angesiedelt sind, hätte die Stadt mit ihrer leicht patinierten Architektur und der stillen Melancholie ebenso gut als Schauplatz dienen können. An diesem Tag jedoch dominierte eine unerwartete Leichtigkeit. Wie bei jeder Reise in eine Stadt am Meer folgte auch hier ein festes Ritual: Kaum angekommen, zog es mich sofort Richtung Wasser. Auf zum Meer!

Ausgerüstet mit meiner Kamera ging es zunächst zu einem Spaziergang entlang des Flusses Duoro, der im atlantischen Ozean mündet. „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ hat Johann Wolfgang von Goethe mal gesagt. Und Recht hat er damit, wie ich finde. Ich liebe es neue Gegenden zu Fuß zu erkunden und kilometerweit spazieren zu gehen: Gemächlich aber konsequent. Es gibt nichts Schöneres als zu Fuß seine Umgebung wahrzunehmen. Wobei ich in Porto fast an meine persönliche Grenze gekommen bin… Aber dazu später.
Der Farol Molhe do Douro: Portos kleiner aber wunderschöner Leuchtturm
Die Sonne stand gerade tief und tauchte die Landschaft in ein diesiges, goldenes Licht, als würde man durch einen leichten Nebel aus Gold wandern. Aus der Ferne war Portos zweites Wahrzeichen zu erkennen: der kleine, alte Leuchtturm, der täglich von surreal hohen Wellen umspült wird. Gespenstisch schön zog dieser Anblick Spaziergänger, Fischer und Reisende gleichermaßen in seinen Bann. Besonders beeindruckend war der Moment, weil wir mitten unter einheimischen Fischern standen. Kaum Touristen, die Szenerie noch so ursprünglich und authentisch, wie man es sich als Reisende nur wünschen kann. Selten habe ich mich in einer neuen Umgebung so ausgeglichen und angekommen gefühlt wie hier am Douro.

Wie selbstverständlich der Fluss in den Ozean mündete und wie entspannt die Menschen auf Wasser und Horizont blickten, war für mich ein Moment, der lange nachwirkte. Besonders berührt hat mich eine Szene am Leuchtturm. Eine ältere Frau mit müden, traurigen Augen ließ sich von den hohen Wellen nicht abschrecken und ging zielstrebig auf den Steg. Sie umrundete den Leuchtturm und blickte aufs Meer, als würde sie sich an etwas erinnern oder von jemandem Abschied nehmen. Als sie zurückkehrte, glänzten Tränen in ihren Augen. Auffällig waren ihre geringelten, bunten Socken, ein kleines Detail, das inmitten der Melancholie ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte. Unwillkürlich musste ich an Lou aus „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes denken.
Wie kann man auch Menschen, die unabhängig von ihrem Alter bunte Ringelsocken tragen, nicht sofort ins Herz schließen?

Auch wenn es am Leuchtturm in Porto nur eine flüchtige Begegnung war: Es ist dieser bleibende Eindruck einer Stadt, ihrer Menschen, der Momente ihres Lebens.
Diese Momente und Begegnungen mit Menschen sind das, was für mich Reisen ausmacht.

Livraria Lello e Irmao: Portos berühmte und wunderschöne Bibliothek
Auch der nächste Tag begrüßte uns mit Sonnenschein und einer Fülle neuer Eindrücke. Unsere erste Station war die legendäre Buchhandlung Livraria Lello e Irmão. Viele Einheimische erzählen, dass genau dieser Ort J.K. Rowling zu ihrer Harry-Potter-Reihe inspiriert haben soll. Tatsächlich lebte sie mehrere Jahre in Porto und verbrachte wohl viel Zeit zwischen den Regalen dieses Buchladens.
In der Stadt selbst lassen sich zahlreiche Parallelen zu den Geschichten erkennen. Studenten in traditionell schwarzen Umhängen, verwinkelte mittelalterliche Gassen, die fast märchenhaft wirken, und diese besondere hypnotisierende Atmosphäre vermitteln ein Gefühl, als könnte hier jeden Moment eine neue Geschichte zum Leben erwachen.
Und so richtig magisch wird es in der Buchhandlung der Gebrüder Lello. The Guardian vergibt „Liraria Lello e Irmao“ den dritten Platz in der Rubrik „Schönster Buchladen der Welt“, während Lonely Planet den Buchladen sogar auf den 1. Platz der schönsten Buchhandlungen Europas setzt.

Das Jugendstilgebäude aus dem 19. Jahrhundert verzaubert auch heute noch die strömenden Besucher aus aller Welt. Man sollte sich jedoch am Anfang nicht von der langen Schlange am Eingang abschrecken lassen. Denn sobald man durch die Tür geht, betritt man einen zauberhaften, unvergleichlichen Ort. Natürlich ist die Buchhandlung ein Touristenmagnet, dennoch lohnt sich der Besuch auf jeden Fall. Bestimmt habt ihr „Kevin allein in New York“ gesehen. „Liraria Lello e Irmao“ erinnert trotz der Bücher an diesen fiktiven Spielzeugladen aus dem Film. In so einer tollen Atmosphäre zu schmökern macht gleich viel mehr Spaß als in einer Buchladen Kette.

Portos historische Altstadt: Die Ribeira mit ihrer weltberühmte Brücke Ponte Dom Luís I
Viele Fotos und Eindrücke später ging es weiter zu Fuß entlang des Douro zur Brücke „Ponte Dom Luís I“, die die Stadt Porto mit den Portweinkellerein in Vila Nova de Gaia verbindet. Sie befindet sich mitten im historischen Zentrum der Stadt, welches seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Dieses Viertel wird auch Ribeira genannt (portugiesisch für „Flussufer“) und bietet mit der Uferpromenade („Cais de Ribeira“) den perfekten Ort für lange Spaziergänge entlang des Douro. Hier findet ihr zahlreiche Restaurants, Souvenirläden und auch die berühmte Portweinboote, welche von den Einheimischen barcos rabelos genannt werden.
Von den Schülern Gustav Eiffels Arthur und Maurey Teofilo Seyrig erbaut, gilt die 385,25 Meter lange Brücke Ponte Dom Luis I als Wahrzeichen der Stadt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ihren Namen hat sie dem damals herrschenden König Dom Luís I zu verdanken (eröffnet wurde sie am 31. Oktober 1886).
Mit der Seilbahn von Porto nach Vila Nova de Gaia zur Portweinprobe
Mit müden Füßen entschieden wir uns mit der Seilbahn zu fahren. Die Fahrt war recht günstig und in den Tickets war sogar eine Weinprobe des berühmten Portweins inklusive. Von der Seilbahn hat man übrigens auch den perfekten Blick auf Vila Nova de Gaia, das Zentrum der Portweinproduktion. In einer urigen Weinkellerei bei Livemusik und am Kaminfeuer konnten wir uns entspannt ausruhen.



Die berühmte historische Tram in Porto
Bisher war keine Minute wie die andere in dieser quirligen und lebendigen Stadt. Besonders bemerkenswert ist, dass fast alle Sehenswürdigkeiten fußläufig gut zu erreichen sind. Unsere Füße brannten zwar nach dem dreitägigem Fußmarsch, aber es hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Durch die vielen neuen Eindrücke, vergaß man sogar manchmal, dass man bereits so lange auf den Beinen war. Ansonsten gibt es noch die U-Bahn und selbstverständlich die berühmte historische Tram, die optisch fast identisch ist mit der Bahn in Lissabon aber den Vorteil gegenüber ihrer großen Schwesterstadt hat, dass man in der Nebensaison nicht so lange anstehen muss, um mit ihr zu fahren.

Die schönsten Cafés und Restaurants in Porto
Porto ist übrigens nicht nur die Stadt des Portweins, sondern auch der Cafés. Obwohl es auch viele Restaurants gibt, überwiegen in Porto die Cafés. Und fast jedes Café ist einzigartig und individuell eingerichtet. In der Nähe von der Universität gibt es viele hippe und sehr günstige Cafés, so wie das „Embaixada do Porto“ wo man bei Kaffee, Wein oder Tee in den Genuss von Analogfotografie und Vinylschallplatten kommen kann. Das Café ist eine Fusion aus einem Laden, der stylishe Polaroidkameras sowie Schallplattenspieler verkauft und einer Bar mit gelegentlichen Veranstaltungen. In der Nähe des Cafés befindet sich auch ein alternativer Markt, an dem neben alten Schallplatten, regionaler Handwerkskunst auch unglaublich leckere vegane Cupcakes aus Kürbis angeboten werden.

Francesinha: Portos städtische Nationalspeise
In den Restaurants werden vorzugsweise frischer Fisch und Meeresfrüchte serviert. Fast an jeder Ecke wird Bacalhau (Kabeljau) angeboten. Wer ganz mutig ist, kann sich an die städtische Nationalspeise „Francesinha“ wagen (Anmerkung der Redaktion: nichts für schwache Mägen und Nerven!), die es fast in jeder Gaststätte zu essen gibt. Wer es lieber süßer mag, muss auf jeden Fall die leckeren Puddingtörtchen Pasteis de Nata probieren, die es an fast jeder Ecke zu probieren gibt.
Porto hat mein Herz im Sturm erobert. Es ist ein Mosaik aus Architektur, Natur und ihren Menschen: Wie etwa der ältere Mann, der mit einem Strauß Blumen durch die Gassen Portos schlenderte und ich mich insgeheim fragte, für wen wohl die schönen Blumen seien. Vielleicht weil es mich an so viele andere Städte erinnert und Porto in dieser Symbiose doch so einzigartig ist. Mal ist es Lissabon, mal Paris und ganz oft ist es eine kleinere Ausgabe von Barcelona. Und doch ist es ganz anders. Ich bin verliebt. Möchtest du dich auch verlieben? Dann pack deinen Koffer und statte der Perle am Atlantik einen Besuch ab! Bevor deine Reise losgeht, kannst du dir hier schon mal vorab ein paar Impressionen holen:









Danke für diesen wunderbaren Bericht! Jetzt möchte ich am liebsten sofort los … liebe Grüße von der Förde, Britta
Liebe Britta,
aber gerne 🙂 ich würde auch am liebsten wieder los!
Wünsche dir ein wunderschönes Wochenende
Liebe Grüße,
Lina
Ein schöner Bericht! Ich möchte nächstes Jahr endlich nach Portugal und du hast mir Porto gerade sehr viel schmackhafter gemacht! Bis jetzt hatte ich eher nur Lissabon und die Algarve auf dem Plan…
Liebe Grüße,
Johanna